2003 05 – Deutschland

Eine schöne Reise mit unseren Freunden Marcel und Andrea Rütsche mit der neugeborenen Melina ans SETRA Treffen in Vienenburg

Unser Saurer Wohnmobil hat uns nun schon einige Male im Tessin beim Camping gute Dienste geleistet, und eine längere Reise im Herbst 2000 nach Südfrankreich verlief eigentlich auch ohne Probleme, so dass wir begannen, Pläne für weitere Reisen zu schmieden. Durch die Fahrten zu den verschiedenen SETRA-Treffen in Deutschland ist auch mein Freund Marcel Rütsche auf den Geschmack von Wohnbus-Ferien gekommen, so dass bald schon die Idee entstand, mal gemeinsam auf Achse zu gehen. Ein Ziel haben wir auch schon anvisiert, nämlich Skandinavien, insbesondere Schweden und dann grad bis rauf zum Nordkap (wenn man schon mal in der Nähe ist..).

Ein Blick auf die Landkarte und dann anschliessend ins Portemonnaie zeigt aber schnell, dass das Nordkap wohl in für so ein dieselfressendes Ungeheuer unerreichbarer Entfernung liegt. Die Distanz beträgt etwa 4’000 Kilometer, hin und zurück also 8’000 Km, was bei einem Verbrauch von ca. 35 Liter/100 Km doch etwa 2’800 Liter ergibt. Ja, Ölscheich sollte man sein!

Zum Glück wurde Andrea, die Frau von Marcel schon auf der Hochzeitsreise schwanger, so dass wir die Pläne für die Schwedenreise vorerst auf die lange Bank schieben konnten.

Nun stand aber wieder das SETRA Treffen 2003 vor der Tür, diesmal in Vienenburg im Harz, und das Ehepaar Rütsche liess es sich nicht nehmen, uns mit dem 7 Wochen alten Säugling zu begleiten. Melina wurde zum eigentlichen «Star» dieser Reise, und es ging alles so problemlos, dass wir sie am Ende der Reise gar nicht mehr hergeben wollten.

Um für allfällige verfrühte Heimreisen gewappnet zu sein, hatten wir die Idee, mit einem PKW-Anhänger eines unserer Autos mitzunehmen. Ich habe auch «rechtzeitig» einen solchen Anhänger gekauft, Marcel hat diesen am Freitag vor Abreise in Sursee abgeholt und beim Strassenverkehrsamt eingelöst. Erste Beladungs-Test verliefen auch erfolgreich. Was wir allerdings nicht berücksichtigt hatten, war die hohe Montageposition der Anhänger-Kupplung am Wohnbus, welche nicht für Pkw-Anhänger gemacht war. Nach dem Ankoppeln wäre der Anhänger so schräg gewesen, dass an eine Fahrt nicht zu denken war. Der Anhänger und das Auto mussten also zuhause bleiben; wir haben aber beides während der Reise nicht vermisst.

Wir haben uns also eine Woche Zeit, sprich Urlaub genommen und fuhren am Samstag Morgen los in Richtung Rothenburg ob der Tauber, welches wir vom letzten Jahr in sehr positiver Erinnerung hatten und unseren Freunden unbedingt zeigen wollten.

Rothenburg ob der Tauber

Der Stellplatz ist sehr gross und wir fanden problemlos Platz neben ein paar andern grösseren und kleineren Wohnmobilen. Wir nutzten die einigermassen frühe Ankunft für eine erste Erkundung des Städtchens und ein gemütliches Abendessen.

Am Sonntag morgen haben wir uns natürlich nochmals ausgiebig die Stadt mit ihren Wehranlagen, dem schönen Rathaus mit dem berühmten Uhrwerk mit Spiel angeschaut. Auch ein deftiges fränkisches Mittagessen gehörte natürlich dazu. Aber schon bald starteten wir wieder den Motor und fuhren weiter in Richtung

Bamberg

Auf dem Weg nutzte der Bordmechaniker eine WC-Pause um kurz unter dem Bus nach dem rechten zu sehen, sprich ein klapperndes Abschirmblech zum Schweigen zu bringen.
Den Stellplatz in Bamberg haben wir problemlos gefunden, er befindet sich neben der Park&Ride Anlage Heinrichsdamm «Alter Plärrer», was den Vorteil hat, dass an den Wochentagen morgens ein Bäckerei-Verkaufswagen zur Verfügung steht. Entlang des Flusses «Regnitz» stolpern wir mit dem Kinderwagen über diverse Bauabschrankungen in Richtung Innenstadt, um diese zu erkunden und dann auch zu Abend zu Essen. Eine Entdeckung ist das «Schlenkerla», ein dunkles, sehr rauchiges Bier, welches sein Aroma durch das Rösten des Malzes im Rauch erhält. Mir schmeckt dieses Bier so gut, dass ich deshalb Bamberg auch in Zukunft gerne als Reiseziel oder Zwischenhalt einplane.
Nach der Rückkehr zum Bus entdecken wir einen Zettel an der Frontscheibe, eine Notiz von Kay und Julia, einem Pärchen dass wir während unserer Tauchferien auf PhiPhi-Island kennengelernt haben. Wir wussten zwar, dass sie in Bamberg wohnen, ich habe auch mehrmals daran gedacht mal anzurufen, es dann aber doch sein gelassen. Julia hat unseren Bus, von dem wir erzählt hatten, während des Arbeitsweges auf dem Parkplatz erkannt und Kay ausgeschickt , um die Notiz anzubringen. Natürlich haben wir uns dann sofort telefonisch gemeldet und für den nächsten Tag verabredet. Deshalb haben wir auch umdisponiert und eine zweite Übernachtung in Bamberg eingeplant.

Da Kay und Julia beide arbeiten, haben wir uns am Montag Mittag nur kurz mit Julia getroffen. Wir haben sie in ihrer Praxis (sie ist Frauenärztin) abgeholt und sind auf einen Imbiss. Danach haben wir den Kaiser-Dom, den Rosengarten und die Kirche St. Michael besichtigt. Im dortigen Restaurant gibt’s eine Kaffeepause.

Abends treffen wir uns dann nochmals mit Julia und Kay und essen in einem typischen Gasthaus, in dem es eine weitere, etwas mildere Rauchbier-Sorte gibt.

Am nächsten Morgen suchen wir einen Supermarkt auf, um uns mit Lebensmitteln und Rauchbier einzudecken, bevor wir uns auf den weiteren Weg über Landstrassen Richtung Norden machen.

Coburg

Nach einer kurzen, interessanten Fahrt erreichen wir Coburg, wo wir als erstes ver- und entsorgen, bevor wir den Wohnmobil- und Car-Parkplatz aufsuchen. Wir durchstreifen die Innenstadt und staunen ob all der schönen restaurierten Gebäude. Auf dem Marktplatz steht ein SETRA, aber der wird für die Jugendarbeit verwendet und wird wohl nicht mit uns ans Treffen reisen. Der Name Coburg tönt nach Burg, aber die haben wir noch nicht gesehen. Isabelle und ich trennen uns von Rütsche’s und machen uns auf die Suche. Isabelle wird diese Exkursion nicht so schnell vergessen, mussten wir doch fast eine Stunde lang einen Hügel erklimmen und dabei auch einige Treppenstufen steigen. Die Burganlage, genannt «Veste» ist beeindruckend, die Aussicht auch. Wir entdecken, dass es einen Bus gegeben hätte, der uns aber auch für den Rückweg quasi vor der Nase abgefahren ist. Ein Taxi, dass einen Gast zur Burg gebracht hat, will uns ebenfalls nicht mitnehmen, so dass wir wieder zu Fuss den Hügel hintersteigen. Erschöpft erreichen wir wieder den Bus, wo Melina friedlich schläft.

Weimar

Wir beschliessen, nicht in Coburg zu bleiben und visieren als nächstes Ziel Weimar an. Die Strecke führt uns über leicht hügelige Landschaft und eine neuerstellte Autobahn zum Etappenort. Auch in Weimar finden wir einen riesigen Parkplatz als Stellplatz, der aber ein gutes Stück von der Innenstadt entfernt ist. Obwohl Isabelle und ich eigentlich genug vom Laufen haben, suchen wir zu Fuss ein Restaurant zum Abendessen. Aber es wird deutlich, dass im ehemaligen Osten nicht an jeder Ecke eine Kneipe ist, wir müssen ganz schön suchen und laufen, bis wir fündig werden.

Am Mittwoch Morgen machen wir uns auf die Socken, um die Göthe- und Schillerstadt Weimar zu erkunden. Auch hier viele schöne Gebäude, Kirchen, Türmchen, Rathäuser etc. und das Residenzschloss. Wir ersparen Melina die Besichtungen im Detail und essen ein Eis. Da wir heute noch bis nach Vienenburg kommen wollen, geht es am Nachmittag früh weiter.

Gedenkstätte Buchenwald

Auf der Reiseroute machen wir noch einen Halt bei der Gedenkstätte des NS-Konzentrationslagers Buchenwald. Sehr beeindruckend ist schon die Zufahrtsstrasse, welche von den Zwangsarbeitern in Handarbeit erstellt wurde und so belassen wurde. Die vielen Schlaglöcher lassen nur Schritttempo zu. Die erzwungene Langsamkeit nutzen wir zur Besinnung. Von der Anlage ist nicht mehr sehr viel zu sehen, da die Barackenlager schon kurz nach dem Krieg dem Erdboden gleichgemacht wurden. Dennoch lassen einen die imposanten Dimensionen des Geländes erschaudern. Die Besichtigung des Krematoriums mit dem Verbrennungsofen führt zur kompletten Beklemmung und ich schäme mich meiner deutschen Vergangenheit.

Durchfahrt Harz mit Todesstreifen

Auf der Weiterfahrt machen wir nichtsahnend Halt auf einem Parkplatz um die Toilette zu entsorgen und stellen fest, dass wir uns direkt neben der ehemaligen Deutsch-Deutschen Grenze, dem Todesstreifen befinden. Wieder stellt sich Beklemmung ein, wenn wir an die vielen Schicksale der Flüchtlinge denken müssen und an die Millionen von Menschen, die über Jahrzehnte ihr Land nicht verlassen konnten.

SETRA Treffen Vienenburg

Wir treffen noch bei Sonnenschein auf der Schützenwiese in Vienenburg ein und geniessen die Abendsonne. Wir freuen uns über ein Wiedersehen mit vielen Freunden und Bekannten. Frank und Angela Pfaffinger aus Berlin stellen sich neben uns und reservieren einen weitern Platz für Freunde. Wir wissen nicht, ob und wann Jürgen und Christa Knatz kommen und verzichten auf eine Reservation für sie, schliesslich ist es auch egal, ob man nebeneinander steht oder nicht. Es stellt sich dann aber heraus, dass Frank den Platz für Jürgen freigehalten hat und so sind wir dann doch alle beieinander. Wir geniessen die Sonne, die Ruhe, ab und zu ein Bierchen und ein Stück Wurst oder Fleisch vom Grill und sind glücklich. Melina ist der absolute Star bei allen Müttern und Töchtern, natürlich auch bei mir und Isabelle.

Goslar Stadtbesichtigung

Am Freitag haben wir uns für den Ausflug nach Goslar angemeldet. Wir starten die Tour mit der Besichtigung der Kaiserpfalz, welche u.a. als Wohnsitz für den deutschen Kaiser Friedrich dem I, genannt «Barbarossa» diente, wenn er auf Reisen war, und er war eigentlich immer auf Reisen. Auch die Innenstadt vermag mit vielen Fachwerkhäusern, der romanisch-frühgotischen Kirche mit den zwei unterschiedlichen Kirchturmspitzen sowie dem Marktplatz mit dem Glockenspiel zu begeistern.

Goslar Bergwerk Rammelsberg

Nach einem feinen Mittagessen besteigen wir eine «Bimmelbahn» und fahren zum Erzbergwerk «Rammelsberg», einem UNESCO-Weltkulturerbe. Natürlich wünschen wir uns «Glück Auf» bevor wir mit dem Zug in den Stollen einfahren. Die Besichtigung ist nicht nur für Technik-Interessierte sehr spannend. Bis 1988 wurden ca. 27 Mio. Tonnen Blei-, Zink- und Kupfer-Erz zu Tage gebracht.

Nach so vielen Eindrücken sind wir erschöpft und freuen uns auf den geselligen Abend in der Festhalle. Sogar ich schwinge das Tanzbein, wenn auch nur kurz.

Fulda

Marcel findet einen Bäcker für das Frühstück. Aber danach machen wir uns sofort auf die Weiterreise, die Besichtigung von Fulda muss auf ein Andermal vertagt werden. Es sind ja noch einige Kilometer, bis wir zu Hause sind. Da wir fleissig Radio hören, können wir einen Stau geschickt umfahren und sparen viel Zeit.

Das waren mit die schönsten Ferien und trotz Kleinkind absolut problemlos. Wir haben viele schöne Ecken in Deutschland entdeckt und sind überzeugt, dass es noch viele weitere gibt…

 

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