2004 10 – Südtirol, Venetien, Gardasee

Im Oktober 2004 zog es uns in Südtirol. Bestens vorbereitet mit einigen Tips aus dem Internet (http://www.verbraucherzentrale.it/19v19d414.html), einiger Literatur (ADAC Camping- und Caravaning-Führer Südeuropa 2003, ADAC Reiseführer Südtirol, Gardasee und italienische Riviera, Promobil Stellplatz-Atlas Italien, Promobil Reisemobil Touren-Buch Italien und aus der WOMO-Reihe Band 30 «Mit dem Wohnmobil nach Süd-Tirol») machten wir unseren Saurer startklar.

Flüela-Pass Engadin

Die Reise führte uns entlang des Walensees, dem Sarganserland, durchs Prättigau die ersten Steigungen hinauf über den Wolfgangpass nach Davos. Eine erste Umfrage unter den Teilnehmern ergab, dass hier kein Halt gemacht werden sollte, so dass wir den Flüela-Pass in Angriff nehmen konnten.

Oben angekommen hatten sich alle Beteiligten inkl. des Saurer’s eine Verschnaufpause verdient. Wir nahmen eine kleine, feine Mahlzeit im Hospiz ein, eine Gerstensuppe wie sie besser nicht hätte schmecken können.

Auf der Weiterfahrt durchs Engadin entdeckte ich am Strassenrand einen einsamen Saurer RH, der natürlich fotografiert werden musste. 

Die Strecke durchs Unter-Engadin zieht sich  ganz schön in die Länge, aber schlussendlich erreichten wir in Martina die Grenze zu Österreich. Hier mussten wir uns ziemlich schnell entscheiden, ob wir die Abkürzung über die Hubertushöhe wagen wollten oder den  Umweg über  Pfunds in Kauf nehmen sollten. Die beste aller Beifahrerinnen gab zu bedenken, dass auf der Karte ziemlich viel Haarnadeln eingezeichnet seien, und unser «Trudi» (Spitzname für unser Navigations-Gerät Garmin 2610) war auch keine grosse Entscheidungshilfe, da sie gerade mal wieder keinen ihr passenden Satelliten fand. Aber nur wer wagt gewinnt, die Haarnadeln waren trotz 2,5m Breite und 11,3 m Länge problemlos zu meistern und so konnten wir einige Kilometer entlang des Inn sparen.

Reschen

Der Aufstieg zum Reschenpass erwies sich als sehr flach und problemlos. Der Grenzübertritt ebenso, und kurz danach waren wir schon in Reschen, unserem ersten Etappenziel angelangt. Kaum im Dorf angekommen waren wir auch schon wieder draussen. Ein Parkplatz mit Seeblick erwies sich als relativ wohnmobilunfreundlich, so dass wir wendeten und im Dorf den schmalen Abzweig über eine ungeteerte Strasse Richtung Seilbahnstation nahmen. Im WOMO-Führer war erwähnt, dass auf dem Parkplatz der Seilbahn übernachtet werden kann. 

Wohlwissend, dass solch breit gestreute Information wohl oft dazu führt, dass diese Geheimtips «überrannt» werden und dann nicht mehr zur Verfügung stehen, konnten wir problemlos neben 2 Joghurtbechern übernachten (Joghurtbecher ist übrigens unsere liebevolle Bezeichnung für alle Plastik dominierten 1-Personen Wohnmobile; 1-Personen Wohnmobil deshalb, weil unser 11-Meter Bus Platz für 2 Personen bietet, also nehmen wir an, dass auf 6 Meter Länge wohl höchstens eine Person bequem reisen kann).

Die letzen hellen Stunden wollten wir noch mit einem kleinen Spaziergang entlang des Sees ausnutzen um uns einen guten Appetit für das Abendessen zu sichern. Es war zwar recht kühl, aber neben ersten Blicken auf den Kirchturm von Graun entdeckten wir am Wegesrand auch ein paar Fliegenpilze, für uns ein Ereignis. Auf dem Rückweg zum Bus kehrten wir noch auf einen Aperitif in einer Art «Besenbeiz» ein, die Bäuerin mussten wir allerdings erst suchen.

Zurück beim Bus plagte uns schon bald der Hunger, so dass wir uns eine Jacke schnappten und den Weg in die andere Richtung, zurück Richtung Reschen unter die Füsse nahmen. Auf dem Hinweg ist uns dort schon eine Art Schlösschen mit Restaurant aufgefallen. Wir dachten uns, dies sei eine Art Gourmet-Tempel und hofften, auch ohne Reservierung überhaupt Platz zu finden. Beim Näherkommen kamen uns dann Zweifel, ob das Hotel überhaupt geöffnet sei, denn die Beleuchtung war eher spärlich. Eine Tafel «Offen» sah eher aus, als sei sie vergessen worden. 

Nichtdestotrotz näherten wir uns dem Eingang und entdeckten jemanden, der mit einem Rasenmäher fuhrwerkte. Herr Federspiel stellte seine Maschine auch sofort ab, als er uns sah und versprach, sofort die Türe zu öffnen. Tja, in den Reiseführern war schon erwähnt, dass ausserhalb der Saison die Kellner z.T. auf Gäste warten, aber dass wir während des ganzen Abends die einzigen Gäste waren erstaunte uns dann doch ein wenig, insbesondere da wir ja während der Herbstferien unterwegs waren.

Der Besitzer des «Schlössel am See» Herr Federspiel bekochte uns jedenfalls vorzüglich, wenn auch nicht auf 4-Sterne Niveau. Zu unserem Grillsteak mit Gemüse und Bratkartoffeln tranken wir einen Wein aus dem Südtirol, einen «Lagrein», eine echte Entdeckung, der es mit manchem Franzosen- oder «Neue Welt»-Wein aufnehmen kann. Nachdem der Wirt unser Essen serviert hat, kehrte er bald darauf mit seinem eigenen Abendessen zurück und wir luden ihn zu uns an den Tisch ein. Dadurch konnten wir einige interessante Episödchen mitbekommen und auch einige Tipps für die weitere Reise und den nächsten Tag. Sehr gerne werde ich wieder in dieses idyllische Restaurant/Hotel zurückkehren, vielleicht einmal mit einer Gesellschaft mit einem meiner Postautos. (Adresse:  Schlössl am See, Altdorf 20, I-39027 Reschen, Tel.&Fax 0039/473 633533, eMail: schloesschen@gmx.net)

Nach diesem schönen ersten Tag und dem tollen Essen/Wein schliefen wir hervorragend in unserem 2,3×2,1 Meter breiten Doppelbett. Tagesetappe: 210 Kilometer

Piz Schöneben—Zehnerkogl

Am nächsten Morgen wollten wir doch unsere Wanderschuhe einweihen; der Blick aus dem Fenster zeigte, dass die Gondelbahn den Betrieb aufgenommen hat. Doch oh je, während des Frühstücks stellten wir fest, dass die Gondeln wieder standen. Ein Erkundungsgang zur Fahrplantafel zeigte, dass dieser Sonntag der letzte Betriebstag der Saison war und die Bahn nur alle volle Stunde für 10 Minuten laufen gelassen wurde. 

 

Wir haben uns pünktlich auf die nächste volle Stunde ausgerüstet und zum Eingang begeben, und pünktlich wurde die Kasse besetzt, wo wir für je €8 pro Person  ein Retourbillet gelöst haben. Die Seilbahn-Fahrt führte uns auf den Piz Schöneben. Oben angekommen liessen wir uns von der Info-Tafel davon überzeugen, dass die 1,5h Wanderung auf den  Zehner-Kopf für uns am besten geeignet wäre. 

Über Alpwiesen und Fels-Sturz-Hänge kraxelten wir langsam aber stetig empor. Isabelle hat sich kurz vor dem Gipfel entschieden, die letzen Meter nicht mehr mitzumachen, aber mein Ehrgeiz liess nicht locker und ich kletterte nochmals 20 Minuten weiter.

 

Die Aussicht war fantastatisch, inklusive des berühmten Kirchturms von Graun. Nach anstrengendem und vorsichtigem Abstieg genossen wir dann ein Bier und eine Leberknödelsuppe im Bergrestaurant neben der Bergstation der Seilbahn. Diese führte uns dann wieder zur vollen Stunde ins Tal herunter, die Bahn wurde extra nur für uns in Betrieb genommen, und der Motor wurde bereits wieder abgestellt als wir noch gar nicht ganz unten waren, so dass die Schwerkraft uns die letzen Meter noch etwas nachhelfen musste.

Kirchturm von Graun

Wir haben uns dann entschlossen, noch gleichentags bis Meran weiterzufahren. Natürlich haben wir noch einen ausgiebigen Halt beim Kirchturm von Graun gemacht, uns informiert und aus allen Blickrichtungen fotografiert.

Meran

Die Strecke von Reschen nach Meran erwies sich als anspruchslos, da gut ausgebaut, und führte durch eine wunderschöne, vom Obstanbau geprägte Landschaft. Überall am Strassenrand wird frisches Obst verkauft (wir waren ja im Herbst unterwegs). 

Die Einfahrt nach Meran war ziemlich holprig, da Baustelle, und eines der Schlaglöcher hat uns bis an die Decke katapultiert. Wir sind von Norden her durch die ganze Innenstadt gefahren und haben uns an den Wegweisern Richtung Camping und Busparkplatz orientiert. Als ich die Einfahrt zum Campingplatz gesehen habe, wusste ich sofort, das wird nichts, also sind wir weiter den Busparkplatz-Schildern gefolgt und gelangten an einen grossen Parkplatz bei der Pferderennbahn. Dieser Parkplatz erwies sich als sehr geeignet, er ist allerdings mit einer Ein- und Ausfahrt-Barriere und einem Kassenhäuschen und Preistafel versehen. Die Kasse war allerdings nicht besetzt und die Schranken geöffnet, so dass wir nicht bezahlen mussten. 

Nach diesem anstrengenden Tag plagte uns langsam der Hunger, wir folgten zu Fuss einem Wegweiser Richtung Pizzeria/Restaurant S’Rössle/Cavallino. Dieses ist ca. 500 Meter vom Parkplatz entfernt und absolut zu empfehlen, der Service und das Essen waren ausgezeichnet, als Wein haben wir einen Grauvernatsch getrunken, der uns auch sehr gut gefallen hat. Tagesetappe: 82 Kilometer

Der Rückweg fiel uns schon schwerer, die Wanderung machte sich langsam in den Knochen und Füssen bemerkbar, dafür schliefen wir umso besser und auch das Training der Pferde am nächsten Morgen konnte uns nicht aus den Federn treiben. Die Rennbahn ist wirklich gerade hinter dem Parkplatz und die Pferde galoppieren fast durchs Schlafzimmer.

Nach dem Frühstück nahmen wir den Bus (1 € pro Person/Weg) bis in die Innenstadt, wir hatten ja keine Fahrräder dabei (wäre ideal gewesen) und zum Laufen wäre es doch ein schönes Stück gewesen. Wir erkundeten also die Innenstadt von Meran, fuhren mit dem Sessellift (€ 3.20/Person retour) auf die Anhöhe, wo wir im Restaurant Panorama zu Mittag gegessen haben (Bergforelle rsp. Kaiserschmarrn) (Essen war gut, Service eher langsam), und fuhren um 14:00 wieder mit dem Bus zurück zur Pferderennbahn. Wir haben nämlich mitbekommen, dass am Nachmittag Pferderennen ist, nein, nicht dass uns das interessiert hätte, aber wir hatten Angst, dass wir so zugeparkt werden, dass wir nicht mehr wegkönnen. Es hat dann aber noch geklappt, wenn auch unsere Befürchtungen durchaus berechtigt waren und der Platz sich langsam füllte.

Eggertal Karersee

Wir fuhren also weiter gen Süden/Südosten, diesmal auf der Schnellstrasse um etwas Zeit zu sparen. Wir haben uns dann entschieden, Bozen links/rechts liegen zu lassen und direkt auf der «Grossen Dolomitenstrasse», auch «Kaiserstrasse» genannt, in die Dolomiten zu fahren. Alternative wäre gewesen, von Bozen aus gen Süden entlang der Weinstrasse zu fahren, aber die Berge hatten es uns mehr angetan. Nach Bozen mussten wir gut schauen, um die Abfahrt ins Eggertal nicht zu verpassen, und die enge, steile Strasse führte dann doch dazu, dass ich das Dreiklang-Horn mehr als einmal erschallen lassen musste. Schon wenige Kilometer nach dem Abzweig vom eher flachen «Bozener»-Tal beeindruckten uns steile Felswände und tiefe Schluchten. 

Einer unserer Reiseführer empfahl uns, unbedingt den Karersee anzuschauen. Dieser Bergsee hat weder Zu- noch Abfluss und bietet ein herrliches Spiegelbild der Rosengarten-Gruppe im Hintergrund. Nachdem ich den Saurer gekonnt rückwärts einparkiert habe, die staunenden Touristen aus den anderen Reisebussen Ihre Neugier befriedigt hatten und der Parkplatzwärter sein Entgelt (2€, er war gnädig und hat uns nicht als Bus taxiert) in Empfang genommen hatte, konnten wir dank des schönen Wetters tatsächlich eine herrliche kurze Rundwanderung um den See machen. Leider war der Wasserstand sehr niedrig, so dass das Spiegelbild nicht ganz postkartenmässig war.

Der Parkplatz beim Karersee erwies sich als eher ungeeignet zum Übernachten (schräg, überlaufen), also haben wir den Motor nochmals angeworfen und fuhren weiter …

Passo Pordoi

Die Landschaft der Dolomiten ist so faszinierend, dass wir noch lange hätten weiterfahren können, aber die Sonne näherte sich dem Horizont als wir uns über unzählige Kehren den Passo Pordoi (2239 m.ü.M.) hinaufgekämpft hatten. 

Interessant die Tatsache, dass im Südtirol unten an jeder Passstrasse die Anzahl Spitzkehren angeschrieben ist, die einen erwarten, ich glaube es waren «32 Tornamenti».

Auf dem grossen Parkplatz der Bergbahn (es hat noch eine Seilbahn, die noch weiter hinauffährt) standen bereits einige Joghurtbecher, neben die wir uns gesellt haben, am Rand des Platzes parallel zur Abschrankung zu einem abgesperrten Bereich.

Anders als die Pässe, die wir aus der Schweiz kennen, wo es meistens nur ein kleines Hospiz-Restaurant hat, finden sich auf dem Pordoi mehrere Restaurants und Hotels, Kioske, Bar’s. Sogar ein alter London Bus (Typ RM, Kennzeichen MFN948F) ist dort oben stationiert, allerdings in eher schlechtem Zustand als Bar umfunktioniert. Saisonbedingt waren nicht mehr alle geöffnet, wir haben dann im für uns nächstgelegenen eine kleine Abendmahlzeit zu uns genommen und natürlich wieder einen Südtiroler-Wein verkostet. In der Zwischenzeit heizte unser Gas-Katalyt-Ofen unser Schlafzimmer schön vor. Tagesetappe: 100 Kilometer

Kurz nach Sonnenuntergang wurden wir in dicken Nebel eingehüllt, welcher auch am nächsten Morgen relativ hartnäckig blieb. Geweckt wurden wir sehr unsanft von einem Trax, der mit gehobener Schaufel auf uns losfuhr. Ich hatte genau vor «seiner» Einfahrt in den abgesperrten Bereich parkiert, und er musste nun ein wenig zirkeln, um an mir vorbeizukommen (Alternative wäre gewesen, schnell aus dem Trax auszusteigen und die Gitter zu verstellen, aber wir sind ja in Italien, oder nicht?). Natürlich habe ich sofort umparkiert, aber da die Luft-Kessel erst wieder gefüllt werden mussten dauerte das «sofort» halt schon ein Weilchen.

Passo di Falzarego — Cortina D‘Ampezzo

ir hatten uns eigentlich vorgenommen, mit der Bahn noch bis auf den obersten Gipfel (ca. 2900m) zu fahren, aber der Gipfel war so in den Wolken, dass es wohl schade um Zeit und Geld gewesen wäre. So nahmen wir also den Weg abwärts unter die Räder in Richtung Cortina d‘Ampezzo über den Passo di Falzarego und wieder unzählige Kehren und Kurven mit zum Teil abenteuerlicher Beschilderung führte uns der Weg bis nach Cortina d› Ampezzo, dem weltberühmten Wintersportort, bekannt von der Austragung der Winterspiele und aus einem James Bond Streifen. 

In Cortina gibt es einen Wohnmobil-Stellplatz mit Frischwasser-Versorgung und Abwasser-Entsorgung. Dieser ist im Ort auch sehr gut ausgeschildert, man muss auf der Haupstrasse ziemlich weit aus der Stadt in Richtung Norden fahren. Nach ca. 3 Kilometern haben wir gemeint, wir haben einen Wegweiser verpasst und sind umgekehrt. Dann haben wir mit unserem Wohnbus eine Stadtrundfahrt gemacht durch zum Teil enge Strässchen im Einbahnverkehr. Einen geeigneten Parkplatz im Ort haben wir nicht gefunden. Da wir dringend Frischwasser benötigten, sind wir nochmals umgekehrt und dann halt 3,5 Kilometer weit gefahren, haben tatsächlich den Stellplatz gefunden (wären wir beim ersten Mal 200 Meter weiter gefahren..).

Der Stellplatz ist die Piste eines ehemaligen Flughafens, es wird dort nur noch mit Helikoptern geflogen, so dass die Landebahn nicht mehr benötigt wurde. Der Platz ist sehr idyllisch am Fluss gelegen und ruhig, aber weit weit weg von Cortina. Ohne Fahrräder oder Auto keine Chance. Auf der anderen Flusseite gibt es einen Camping-Platz, dessen Einfahrt war allerdings mit einem 3.5t Fahrverbot ausgeschildert. Wir haben also ver- und entsorgt und ein Picknick eingenommen.

Bei der anschliessenden Lagebesprechung haben wir bei einem Blick auf die Karte festgestellt, dass es eigentlich bis Venedig nur noch ein Katzensprung wäre. Ich musste alle meine Überredungskunst gebrauchen, um Isabelle ebenfalls davon zu überzeugen, dass sie schon immer mal gerne nach Venedig wollte…

Tagesetappe: 227 Kilometer

Fusina

Die Stellplatzführer zeigten keinen direkten Stellplatz auf der Piazza San Marco in Venedig, aber im ADAC Camping-Guide Südeuropa haben wir einen Camping-Platz gefunden, der auch für Wohnmobile geeignet schien und eine direkte Fährverbindung in die Lagunenstadt. Diesen haben wir in unser Navi programmiert und somit auch problemlos gefunden. Da auch in Venedig die Saison dem Ende entgegenging, war der Platz nicht sehr voll und ich konnte unser Dickschiff einigermassen bequem zwischen den Bäumen und anderen Wohnmobilen platzieren. Wie auf den Fotos ersichtlich, hatte es noch andere grössere Kaliber, ein Amerikaner mit 2 Slideouts, ein Australier mit Sattelauflieger und 2 «London»-Busse (Typ Bristol Lodekka, also keine echten), davon einer als Internet-Café eingerichtet. Ach ja, vom Camping-Betreiber wurden wir natürlich gerne gesehen, er verrechnete auch schamlos den doppelten Preis wegen Übergrösse. Aber das Venedig nicht billig ist, haben wir ja schon geahnt.

Das Restaurant auf dem Camping-Platz konnte unser Vertrauen nicht gewinnen, so dass wir uns in unserer Bordküche verköstigten. Mit den netten Nachbarn vom Wohnmobil links haben wir uns noch lange unterhalten und Erfahrungen ausgetauscht, unter anderem Tips für den nächsten Tag, unsere Überfahrt nach Venedig.

Venedig

Ristorante «da Carletto», Castello 5272 – Calle delle Bande (zona S. Maria Formosa) Venezia, Tel. 041/52 27 944

Sirmione

Nach dem wunderschönen Tag in Venedig haben wir uns vorgenommen, bis an den Gardasee zu fahren, um diesen noch auszukundschaften. Der direkte Weg über die Autobahn sollte es nicht sein, also führen wir über Landstrassen Richtung Westen. Bis Padua ging soweit alles gut, aber dort gerieten sich meine beiden Navigationssysteme (Isabelle rsp. Garmin) ziemlich in die Haare. Die geplante Umfahrung haben beide nicht gefunden, so sind wir mitten in den Kuchen reingefahren und kaum mehr rausgekommen. Froh die Innenstadt und das Verkehrschaos wieder hinter uns zu haben wählten wir irgendeine kleine Strasse Richtung Südwesten. Die Routenwahl war wirklich sehr chaotisch, wir haben dann einen kleinen Hügel knapp gemeistert, die Haarnadeln waren zwar nur zwei Stück aber sehr eng und steil. Das Navi hat dann auf dem weiteren Weg irgendwann linksabbiegen wollen, die beste aller Beifahrerinnen mit der Karte auf den Knien meinte dann, diese Strasse würde sie mit unserem grossen Bus nicht nehmen. Ich liess mich dadurch natürlich nicht beirren, war dann aber schlussendlich doch froh dass kein Fahrradfahrer entgegengekommen ist, der hätte nämlich keinen Platz mehr gehabt neben uns…

Irgendwann auf dem weiteren Weg haben wir einen kleinen Ort namens Carbonara passiert, nun wissen wir also wo die berühmten Spaghetti herkommen.

Nach diesem eher beschwerlichen Weg haben wir dann doch die Autobahn wieder gefunden und die letzen Kilometer darauf zurückgelegt. Als Ziel hatten wir uns die Halbinsel Sirmione vorgenommen, einerseits hat es dort einen Wohnmobilstellplatz, andererseits ist die Lage auf der weit in den See hineinreichenden Landzunge wirklich pittoresk. Die Zufahrt ist nicht ganz optimal ausgeschildert, aber wenn man weiss, dass man so weit fahren muss bis es nicht meht weitergeht ist es nicht so schwierig zu finden. 

Der Stellplatz liegt am Rand eines grossen Auto- und Busparkplatzes. Ein Parkplatzwärter weist ein. Uns wollte er einen Gefallen tun und hat uns auf den Busparkplatz verwiesen. Dort habe ich dann auch zuerst parkiert, ganz weit in der hintersten Ecke um Ruhe zu haben. Nach einer Viertelstunde haben wir dann gemerkt, dass genau in dieser Ecke der Fussweg von der Touristenhochburg Sirmione in den Busparkplatz einmündet, also jeder Tourist an unserem Schlafzimmer vorbeiläuft. Ich habe dann mit meinem mageren Italienisch den Parkplatzwärter überzeugt, dass ich in der Wohnmobilecke am anderen Ende des Platzes doch besser aufgehoben wäre, und er liess sich erweichen. Gekonnt habe ich den Saurer rückwärts einparkiert und er hat nicht mehr als 2 Parkfelder benötigt. Der Stellplatz kostet 16€/Nacht.

Natürlich war unser Bus an diesem Nachmittag eine grosse Attraktion, und wir haben auch einiges zur Völkerverständigung beigetragen. Ein gutgekleideter Italiener war sogar so mutig, unseren Bus von innen zu besichtigen. Ich habe halt ein bisschen geblufft, er hat neben seiner Mobilvetta oder was immer es war einen kleinen Mini-Generator laufen gehabt, um die Batterien wieder zu laden, und ich habe kurz die Klappe von unserem 4000 VA Generator geöffnet. Es haben sich dann immer mehr Wohnmobilisti um uns versammelt und als Höhepunkt hat der Italiener eine Flasche seines mitgebrachten italienischen Weines mit dem Franzosen getauscht, der einen Bordeaux dabei hatte. Als ich dann den Flaschenöffner zur Diskussion beitragen wollte, hat sich die Runde dann schnell aufgelöst…

Uns war das auch recht, wollten wir doch noch das Städtchen anschauen und einen kleinen Spaziergang machen. Die Sicht auf den See war leider sehr schlecht, aber das Städtchen seht malerisch, wenn auch sehr touristisch. Als Mitbringsel unbedingt zu empfehlen ein Fläschschen «Limoncello» oder «Lemoncino».

Zu Abend gegessen haben wir wieder mal im Bus, einerseits als Budgetausgleich zu Venedig, andererseits um die unterwegs gekauften Waldpilze zu verwerten. Tagesetappe: 159 Kilometer

Tenno

Am nächsten Morgen war die Sicht auf den See leider kein Bisschen besser, so dass wir auf unserer weiteren Reise entlang des Westufers des Gardasees gar keine Lust hatten, weitere Städtchen anzuschauen. Wir haben dann unseren Flüssiggastank noch aufgefüllt, annehmend dass auf der weiteren Strecke die Gastankstellen nicht mehr so häufig sein werden, und sinn dann zielstrebig ans Nordende des Sees gefahren. In einem unserer Führer habe ich gelesen, dass eine Spezialität des von dort aus in Richtung Norden führenden Tenno-Tals das sog. «Carne salade», also gesalzenes Fleisch ist, und das wollte ich unbedingt probieren.

Der direkte Weg von Riva in Richtung Tenno auf der SP37 erwies sich als sehr schwierig. Die Ortsdurchfahrt von Gavazzo Nuova war dermassen eng, dass ich fast meinte, ich müsste rückwarts alles wieder zurückfahren. Ich kann mich nicht mehr an die genaue Beschilderung erinnern, ich glaube es war schon irgendein Fahrverbot ausgeschildert, aber mit einer Begrenzung die uns eigentlich betreffen hätte sollen. Ich weiss nicht wie der andere Weg auf der SP 421 aussieht, aber den von mir gewählten kann ich nicht empfehlen.

In Tenno haben wir dann tatsächlich ein Restaurant gefunden, das die angepriesene Spezialität auf der Karte führte, und wir haben also für 24.50 Euronen für 2 Personen zu Mittag gegessen mit Vorspeisen/Beilagen und Getränken. 

Der weiterer Weg erwies sich als die anspruchsvollste Etappe überhaupt. Er führte über mindestens 4 Pässe (Passo del Tenno, Passo Carlo Magno, Passo del Tonale, Passo Aprica durch geschichtsträchtiges Gebiet (Grosse Schlachten zwischen Italien und Österreich im Ersten Weltkrieg), an bekannten Orten vorbei wie Madonna di Campiglio. Die Strassen waren teilweise sehr eng und die Italiener liessen sich vom Dreiklang-Posthorn nicht unbedingt dazu bewegen langsamer oder weiter rechts zu fahren.

Tirano

Nach dieser Tortur waren wir froh, in Tirano angekommen zu sein. Der erste Haltepunkt führte uns auf einen Carparkplatz ca. 300 m unterhalb der Kirche. Von hier aus spazierten wir durch den Ort, bis wir ein Restaurant gefunden hatten das uns zusagte. Viele Cafés waren eher nicht für Essen gedacht und eine Pizza wollten wir nicht unbedingt, also sind wir beim Chinesen gelandet, wo wir für 30 Euro zu zweit sehr gut gegessen haben. Nach dem Essen haben wir noch einen Wegweiser für Wohnmobile entdeckt, der uns zum Marktplatz geführt hat. Der Markt findet am Donnerstag statt, dementsprechend dreckig war der Platz, aber wir konnten dadurch unseren Bus dahin umparkieren, ohne Angst haben zu müssen, dass am nächsten Morgen jemand frisches Gemüse bei uns kaufen will… Tagesetappe: 264 anstrengende Kilometer

Interessant für Bahnliebhaber, dass die Rhätische Bahn mit Ihren schweren Zügen quer über den Dorfplatz fährt wie eine Strassenbahn.

Bernina

Sehr schön die Fahrt durchs Puschlav Richtung Bernina-Pass. Ich habe mich in meine Schulzeit zurückversetzt gefühlt, in der 8. Klasse habe ich eine Woche in einem Klassenlager in Sfazu verbracht. Auf der Passhöhe haben wir natürlich den Lago Bianco bewundert, und kurz danach die Rhätische Bahn, die sich von der anderen Seite uns entgegenschlängelte.

Diavolezza

Da wir in unseren Südtirol-Ferien nicht ganz so viel gewandert sind wie ursprünglich vorgehabt, haben wir uns entschieden auf die Diavolezza zu fahren um dort oben noch eine kleine Wanderung zu machen. Die Aussicht auf den Piz Bernina und den Morteratsch-Gletscher sind wirklich fantastisch. Leider hat das Wetter ziemlich schnell umgeschlagen und wir mussten frühzeitig umkehren. Nichtdestotrotz haben wir das Mittagessen im Bergrestaurant an der Sonne doch noch geniessen können.

 

Julier Marmorera

Als einen der letzten Pässe auf dem Nachhauseweg überquerten wir den Julierpass, welcher ja sehr gut ausgebaut und deshalb anspruchslos ist. (Abgesehen von einer engen Ortsdurchfahrt). Ein letzter Fotohalt am Marmorera-Stausee und schon ist auch dieser wunderschöne Urlaub zu Ende. Wirklich erstaunlich wie viel wir in so kurzer Zeit erlebt haben, wieviel wir gesehen haben.  

Tagesetappe: 213 Kilometer

Und unser Saurer hat sich wacker geschlagen und die ganze Reise ohne ein einziges Problem gut gemeistert. Schweizer Wertarbeit halt…

Schreiben Sie einen Kommentar

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner