Fahrzeug: | Saurer RH525-23 |
Baujahr: | 1979 |
Chassis-No: | 50 093 |
Motor: | Saurer Heckunterflur D3KTU-B, 6 Zylinder |
Hubraum: | 11’900 ccm |
Getriebe: | ZF HP500/1 4-Gang Automatik mit Retarder |
Betriebsgewicht: | ca. 12’000 kg |
Geschwindigkeit: | ca. 105 km/h |
PS: | 250 |
Vorbesitzer: | Postauto Bern, P24229 |
Masse: | Länge: 11.4m (inkl. Skikorb) Breite 2.3m Höhe 3.26m |
Tankinhalte: | Diesel 300 Liter Frischwasser: 300 Liter Abwasser: 300 Liter |
Überall zu Hause !
Ob San Bernardino-Passhöhe oder Marseille, Rom, Amsterdam, Strahlsund, ob Ardèche, Baronnies, Dolomiten oder Bretagne, überall war das «Poschi» bereits unser Zuhause.
Nein, ein Campeur bin ich nicht! Eher ein unersättlicher Reisefan! Da, wo der Alltag des Italieners, des Franzosen, des Schweden… stattfindet, im Wohnquartier, in der Industriezone, im Fischerdorf, auf dem Marktplatz… da will ich sein. – Campingplätze und Hotelzimmer langweilen mich.
Der Entschluss
Per Zufall bot sich mir 1998 die Gelegenheit, zu einem vertretbaren Preis ein Postauto zu kaufen.
Warum ein so gut erhaltenes Fahrzeug nicht weiter zum Einsatz kam?
Nun ja: zu klein waren halt die Einstiege, zu hoch die vier Treppenstufen, zu WC-los und zu videoarm war der SAURER, als dass man ihn im Ausflugsverkehr oder im Liniendienst den «Post-Car»-Passagieren noch hätte zumuten dürfen.
So oft wie nur möglich «auf Achse»
Seit Herbst 98 sind wir in allen Jahreszeiten, an Wochendenden und Ferien, so oft, wie wirs einrichten können, unterwegs.
Garagierung
Bei Nichtgebrauch steht der SAURER in der frostsicheren Busgarage der STI in Heimenschwand. Druckluft sorgt dafür, dass die Luftbälge während der Standzeiten unter Druck bleiben.
Robust, zweckmässig, funktional
…war das Motto für den Innenausbau.
Dank sehr viel Stauraum könnte der Wohnbus auch als «Ersatzwohnung» dienen.
Ausbau
Knappe fünf Wochen brauchte ich im Sommer 1998 für den Ausbau:
• Bestuhlung ausschlachten, entsorgen
• Gasleitungen und Armaturen installieren und zertifizieren
• Ergänzungen am 24V-System
• Einbau 230 V – Einrichtungen
• Einbau WC, Tanks, Wasserleitungen, Waschraum
• Innenausbau mit Dreischichtplatten
• Mit 3M–Folie die Scheiben maskieren
• Isoschaumstoff zur Wärmeisolation der Glasflächen, etc…
Wohnküche
• 4,5 m Küchenkombination mit Kalt- / Warmwasser
• Gasherd mit vier Kochfeldern und Backofen / Grill
• Dampfabzug
• «Elektrolux»-Kühlschrank ( 24 V / 230 V / Gas )
• Esstisch (mit Auszug: max 5 Personen)
• Schreibtisch / Bürobereich
• Panorama-Doppelsitz hinter dem «Reiseleitersitz»
• geräumiger, belüfteter Garderobeschrank hinter dem Fahrersitz
Schlafbereich
• Kajütenbett für 2 Erw. ( ex. Jugendherberge )
• Doppelbett 2,10m x 1,80m (Veranda-Feeling bei geöffneter Hecktüre)
• Leselampen 24 V und 230 V
Toilette
WC mit Wasserspülung (ohne Chemie) im ehemaligen hinteren Einstieg. Der Fäkal-Rolltank kann in jeder Toilette entsorgt werden, weil der Inhalt keine Chemikalien enthält.
Heizung
• Eine 4-kW -TRUMATIC-Gasheizung (24 V), eingebaut im Kofferraum zwischen den Tanks. Damit kann wahlweise der Schlaf- oder der Wohnbereich beheizt werden.
Abgaskamin unter den Fahrzeugboden. Verbrennungsluftbezug von aussen.
• Zwei 230-V-Radiatoren (benutzbar bei externer Stromversorgung)
• WEBASTO-Standheizung zur Motorvorwärmung. (Als Wohnraumbeheizung ungeeig- net, weil zu hoher Batteriestromkonsum.
Waschraum
• Waschbecken mit Kalt- / Warmwasser
• Misch-Wasserhahn, ausziehbar zum Duschen
• Ventilator zum Entfeuchten nach aussen
• Granulat-Duschewanne noch nicht realisiert
Warmwasseraufbereitung
• VALLIANT-Gas-Durchlauferhitzer mit Abgaskamin über das Dach.
Unabhängig
Der Stromerzeuger «HONDA i10» hält über den BOSCH-24V-Schwebelader die Batterien gleichmässig geladen, auch dann, wenn die 24V-Verbraucher tagelang eingeschaltet bleiben.
Im Verteilerschrank sind die Sicherungen der 24V- und 230V-Anlagen untergebracht. Ebenso die Absperr-, Reduktions- und Sicherheitsventile für die Gasverbraucher.
Vier 10,5-kg-Propangasflaschen reichen auch für lange Winterferien! Ein Umschaltventil gibt beim Leerwerden einer Flasche die nächste frei, damit Kühlschrank und Heizung nicht unerwartet ausfallen können.
Schubladen
Geschirr- und Pfannenauszüge sind mit Blockschaumstoffresten so ausgekleidet, dass trotz Schlaglöchern in der Fahrbahn kein «Klirren» aufkommen kann.
Während der Fahrt schützen Vorreiber die Schubladen vor unbeabsichtigtem Ausfahren in den Kurven.
Wasserversorgung
• 1 externer Druckwasseranschluss (GARDENA)
• 300 Liter Trinkwasser in zwei verbundenen Tanks
• 300 Liter Abwassertank
• Alle Tanks sind mit Spannsets verzurrt und können zur Reinigung einfach ausgebaut werden
• Eine geregelte 24V-FLOJET-Wasserpumpe mit Druckluftexpansionsgefäss sorgt für einen kräftigen Wasserstrahl
• Im Kofferrraum sind Strom- und Wasseranschluss für allenfalls später notwendige Waschmaschine und Tumbler bereits vorhanden
Alle Geräte und Installationen haben sich über all die Jahre als völlig zuverlässig und störungsfrei bewährt!
Frequently Asked Questions
Häufig gestellte Fragen (FAQs und meine Antworten dazu)
Ist es nicht mühsam, angesichts der allgemeinen Parkplatznot, geeignete Parkplätze für so ein grosses Fahrzeug zu finden?
- Ganz ausnahmsweise kommt es mal vor, dass es schier unmöglich scheint, einen Parkplatz zu finden. Meistens aber geht das problemlos; man entwickelt mit der Zeit «eine Nase dafür», in welcher Situation wie vorzugehen ist
- Oft gibt es Bus- oder Lastwagenparkplätze, die nicht selten günstiger liegen, als wenn man per Auto parkieren möchte
- Sportplätze und Industriezonen liegen oft nur wenige Gehminuten vom Ortszentrum entfernt
- Sollte sich keine offensichtliche Parkmöglichkeit anbieten: ortsansässige Bus-, Camion oder Taxifahrer fragen! Tankwarte wissen auch Bescheid. Die Polizei gibt gerne und gut Auskunft!
- Die schönsten Plätze findet man «in der Prärie»
Wieviel Schwerverkehrsabgabe kostet ein schwerer Campingbus in der Schweiz?
CHF 650.– pro Jahr (das macht knapp CHF 1.80 / Tag, wenn er ganzjährig eingelöst wird).
Wieviel Schwerverkehrsabgabe kostet das Poschi im Ausland?
Bisher nichts. Alle EU-Länder belegten bisher nur gewerbemässig genutzte Fahrzeuge mit der Schwerverkehrssteuer.
Gibt es Schwierigkeiten am Zoll, wenn man mit einem eher unüblichen Fahrzeug daherkommt?
Nein. Wir sind in all den Jahren erst ein einziges Mal (während zwei Minuten) kontrolliert worden.
Welchen Fahrausweis benötigt man zum Führen eines Wohnbus?
Sinn machen Lastwagen- und/oder Carausweis.
(Anmerkung des Redaktors: Seit 1.4.2003 gilt folgende Regelung: Führerausweis Kat. C1 (Lernfahrausweis/Pürüfung) vor dem 1.4.2003 behält die Berechtigung auch schwere Wohnmotorwagen über 7.5t zu führen. Bei Prüfung/Antrag LFA nach diesem Datum gilt C1 nur noch bis 7.5t, d.h. wer ein schwereres Auto hat, muss die «richtige» Lastwagen-Prüfung Kat. C machen. Kat. D. (Car) brauchts nicht, rsp. nur wenn mehr als 9 Personen transportiert werden sollen. Dann muss allerdings der Wohnbus auch als Car eingelöst werden)
Musst du die Tachoscheiben auch ausfüllen?
Private Wohnbusse sind ARV-befreit, das heisst, die Lenker von Wohnbussen unterliegen nicht den Arbeits- und Ruhezeitverordnungen und brauchen daher auch keine Scheibe einzulegen. Die «Arbeitszeit» zu überschreiten, fällt mir im Urlaub auch nicht ein!
Wie steht es mit Einbrüchen in den Wohnbus?
Bis heute keine (Holz berühren!). Dies obwohl wir das Poschi tagelang mitten in Marseille, Rom, Dresden, Stockholm, Genua, Hamburg, Avignon, etc… parkiert liessen und jeweils erst spät abends «heimkehrten».
Kann man das Poschi mieten?
Nein.
Ist das Poschi zu verkaufen?
Heute nicht! Jedoch irgendwann dann schon. Ich habe nämlich mit dem Poschi-Ausbau so gute Erfahrungen gemacht, dass ich Mut und Lust geschöpft habe, ein Flussschiff auf Europas Binnenwasserstrassen auszubauen. Für beides reicht die Zeit nicht. Also würde es mich dann freuen, wenn das Poschi einem weiteren Liebhaber viele schöne Reisen ermöglichen könnte.
Was würdest du heute im Ausbau anders machen? Wo sind die Nachteile?
Alles hat sich bewährt. Somit ginge ich nochmal gleich vor. Als Nachteil kann allenfalls empfunden werden, dass wegen des abgesenkten Mittelgangs das «Kreuzen» der Bewohner manchmal eng wird. Bei uns hat sich das jedoch rasch eingeschliffen.
Mit 12 Tonnen und über 11 m Länge kommt man wohl nicht überall durch…
Klar muss man die Höhen- und Gewichtsbeschränkungen im Auge behalten! Trotzdem gibt es kaum Ziele, die man per SAURER RH nicht erreicht. In den MICHELIN-Karten Frankreichs sind die Beschränkungen sogar eingedruckt. In der Schweiz gibt es des Routiers-Atlas, herausgegeben von den Routiers Suisses.
Mit einem Achsabstand von 5,25 m ist der SAURER äusserst wendig. So haben wir beispielsweise den Splügenpass oder die Schluchten des Vercors – mit dem nötigen Fingerspitzengefühl – befahren können.
Kann man Fährpassagen mit einem so schweren Fahrzeug noch zahlen?
Es kommt ganz drauf an! Die Fährgesellschaften handhaben Wohnbusse ganz unterschiedlich. Es gibt welche, bei denen gilt der Campertarif. Andere akzeptieren ihn als Bus mit Passagieren, was schon mal günstiger zu stehen kommen kann als ein Auto. Wieder andere gewähren den Tarif «Leerbus». Leider haben die Mittelmeeerfähren meist das System Längenzuschlag per Meter, was dann wirklich zu enormen Fährpreisen führt.
Beste Erfahrungen habe ich mit der Norwegen-Fähre «Fjord-Line» gemacht, die uns von Dänemark nach Egersund (Südwest-Norwegen) schipperte für gerade mal 180 sFr (im Jahr 2000).
Wie man günstig nach England kommt, habe ich leider auch noch nicht herausgefunden (Hinweise willkommen!)
Ein heisser Tipp sind manchmal die RoRo-Fracht-Carrier.
Kriegt man für SAURER RH noch Ersatzteile?
Wenn ich bisher was brauchte, war es problemlos erhältlich. Logischerweise wird das nicht immer so bleiben. Dennoch: Es sind noch viele Wagen dieses Typs, vorallem bei Bündner und Walliser Postautohaltern, im Einsatz.
Die Verbrauchs-Ersatzteile werden wohl noch längere Zeit erhältlich sein.